Wenn die Methode nicht zu dir passt
Kannst du auch nicht fragmentiert arbeiten?
Podcast GLÜCKLICH PROMOVIEREN: Episode #186
“Ich kann nicht fragmentiert arbeiten.” – Woran das wirklich liegt
Darum geht’s in dieser Episode:
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Warum fehlende Produktivität nichts mit dir, sondern mit der Methode zu tun hat
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Was hinter der Unterscheidung von Maker*innen- und Manager*innen-Typen steckt
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Welche Aufgaben längere Fokuszeiten brauchen – und welche nicht
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Wie du deinen Arbeitsalltag an deinen persönlichen Rhythmus anpasst
Du sitzt endlich am Schreibtisch, öffnest dein Dokument und willst in dein Kapitel eintauchen. Kaum hast du dich eingelesen, ploppt eine E-Mail auf. Pling! Dann erinnert dich dein Kalender daran, dass ein Meeting ansteht. Noch mal Pling!
Nach dem Meeting ist der Faden weg. Und du fragst dich, warum du in drei Stunden kaum etwas geschafft hast.
Und du seufzt: „Ich kann einfach nicht fragmentiert arbeiten.“ Statt Fortschritte zu machen, fühlst du dich frustriert und unproduktiv.
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass das Problem nicht du bist, sondern deine Herangehensweise.
Viele Zeitmanagement-Techniken setzen voraus, dass du deine Arbeit in kleine Abschnitte zerlegen kannst: morgens eine Stunde Schreiben, nachmittags ein Meeting, zwischendurch E-Mails. Und das kann super klappen.
Was aber, wenn dein Gehirn gar nicht so funktioniert?
Oder diese Methode nicht zur anstehenden Aufgabe passt?
Warum manche einfach nicht „stückchenweise“ arbeiten können
Manche Menschen kommen schnell in einen fokussierten Modus und können auch in kurzen Phasen effektiv arbeiten. Andere brauchen Zeit, um gedanklich einzutauchen und sich wirklich mit einem Thema zu verbinden.
Wenn du zu Letzteren gehörst, kann es sich anfühlen, als würdest du jedes Mal wieder von vorn anfangen müssen, sobald du unterbrochen wirst.
Gerade beim Schreiben oder Recherchieren in der Promotion ist das häufig der Fall. Diese Aufgaben leben davon, dass du länger in einem Thema bleibst, dass du Zusammenhänge siehst und Gedanken entwickelst. Wenn du ständig unterbrichst (egal ob durch Mails, Meetings oder andere Verpflichtungen), kostet es dich jedes Mal Energie, wieder in den Fluss zu kommen.
Das Maker-Manager-Modell: Warum deine Arbeitsweise Sinn ergibt
Eine hilfreiche Erklärung dafür liefert Paul Graham mit seiner Unterscheidung zwischen Maker*innen und Manager*innen.
Manager*innen arbeiten in kleinen Zeitslots. Sie strukturieren ihren Tag in Termine, reagieren auf Anfragen, erledigen viele Aufgaben parallel. Für sie ist es ganz natürlich, nach einem Meeting schnell zu etwas anderem überzugehen.
Maker*innen dagegen brauchen längere, ungestörte Arbeitsphasen. Wenn du dich erst einarbeitest, Ideen entwickelst und komplexe Gedanken ausformulierst, bist du wahrscheinlich eher ein Maker-Typ. Ein Meeting mitten im Vormittag kann dich völlig aus dem Konzept bringen, weil es den gedanklichen Faden kappt.
Beide Arbeitsweisen haben ihre Berechtigung. Aber sie passen zu unterschiedlichen Tätigkeiten. Und die Promotion gehört oft eher zur Maker-Welt.
Warum „mehr Struktur“ nicht immer hilft
Viele Promovierende versuchen, ihre Produktivität zu steigern, indem sie ihren Tag stärker strukturieren: Time-Blocking, Pomodoro-Technik, Aufgabenplanung im Halbstundentakt. Diese Methoden können wunderbar funktionieren, aber eben nur, wenn sie zum eigenen Arbeitstyp passen.
Wenn du eine Maker*in bist, kann eine zu kleinteilige Struktur dich eher blockieren.
Du verlierst jedes Mal Zeit und Konzentration, wenn du dich neu orientieren musst. Was du stattdessen brauchst, sind größere, ungestörte Zeitblöcke. Stunden, in denen du tief eintauchen kannst, ohne sofort wieder umschalten zu müssen.
Finde heraus, was du wirklich brauchst
Überlege dir, welche Aufgaben deiner Dissertation du in längeren Blöcken brauchst und welche du gut zwischendurch erledigen kannst. Schreiben, Lesen und Recherchieren profitieren meist von längeren Phasen. Feedback einarbeiten oder kleinere organisatorische Dinge kannst du dagegen gut in kürzeren Slots machen.
Auch dein Alltag spielt eine Rolle. Wenn du gerade in Elternzeit bist oder einen Job neben der Promotion hast, hast du vielleicht gar nicht die Möglichkeit, stundenlang am Stück zu arbeiten. Dann kannst du bewusst die Aufgaben in diese kleineren Zeiteinheiten legen, die dafür geeignet sind, und die großen Blöcke planen, sobald du mehr Raum hast.
Dein Arbeitsstil darf sich verändern
Was dir liegt, hängt nicht nur von deinem Typ ab, sondern auch von deinen Lebensumständen, deinem Energielevel und deinem Stress. In Phasen hoher Belastung fällt es oft schwerer, in den Flow zu kommen. Dann können kürzere, klar abgegrenzte Arbeitseinheiten sogar hilfreich sein.
Mit anderen Worten:
Es gibt keine perfekte Methode, die immer funktioniert. Es gibt nur die Methode, die jetzt zu dir passt.
Wie du deinen Alltag anpassen kannst
Wenn du merkst, dass dich häufige Unterbrechungen stören, lohnt es sich, mit anderen darüber zu sprechen. Vielleicht empfinden Kolleg*innen die Meetingzeiten genauso störend wie du und ihr könnt gemeinsam nach Lösungen suchen.
Meetings zu Randzeiten (zum Beispiel vor oder nach der Mittagspause) unterbrechen deutlich weniger den Flow.
Auch sogenannte Thementage können helfen. Plane bestimmte Tage für inhaltliche Aufgaben wie Schreiben oder Recherchieren und andere für Meetings, Lehre oder organisatorische Arbeiten. So kannst du dich an manchen Tagen ganz auf das konzentrieren, was du am besten kannst: tief und fokussiert arbeiten.
Fazit: Es liegt nicht an dir
Wenn du das Gefühl hast, „nicht fragmentiert arbeiten zu können“, dann ist das kein persönliches Defizit. Es bedeutet nur, dass dein Gehirn in längeren, konzentrierten Phasen besser arbeitet. Und dass du Methoden brauchst, die das berücksichtigen.
Deine Dissertation kann in kleinen Etappen entstehen oder in langen Blöcken – beides ist möglich, beides ist genauso gut. Entscheidend ist, dass du herausfindest, wie du am besten arbeitest und dir dein Umfeld so gestaltest, dass das auch funktioniert.
Mach dich also nicht verrückt, wenn Time-Blocking oder Pomodoro für dich nicht passen. Es liegt nicht an dir. Es liegt an der Methode.
Alle Links aus der Episode im Überblick:
Artikel von Paul Graham: Maker’s Schedule, Manager’s Schedule.
Artikel (University of Kansas Medical Center): Maker vs. Manager: How Your Schedule Can Make or Brake You. (PDF)
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Hallo, ich bin Dr. Marlies Klamt!
Jahrelang habe ich selbst nach einem Weg gesucht, glücklich und zufrieden zu promovieren. Ich musste meine eigene Dissertation sogar 2x schreiben, bis ich ihn gefunden habe. Im zweiten Anlauf war ich nicht nur nach 9 Monaten fertig, sondern hatte die beste Work-Life-Diss-Balance meiner gesamten Promotionszeit. Die Krönung meiner Promotionsreise war schließlich die Bestnote für meine Disputation.
Heute unterstütze ich Doktorandinnen wie dich durch Coachings, Kurse und meinen Podcast "Glücklich promovieren". Ich glaube fest daran, dass alle Superkräfte, die du für eine glückliche Promotion brauchst, bereits in dir schlummern. Lass sie uns gemeinsam wecken!




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