Erst das Vergnügen, dann die Arbeit

und das ohne schlechtes Gewissen

Vorschau Podcast 182: Erst das Vergnügen, dann die Arbeit

Tappst du in die Belohnungsfallen-Logik?

Ich lade dich dazu ein, diese klassische Belohnungslogik zu hinterfragen – und verrate dir, warum es manchmal genau richtig ist, das Vergnügen vor die Arbeit zu stellen. Du erfährst:

  • Wie du dich vom „erst leisten, dann genießen“-Denken löst.

  • Warum deine Dissertation sogar davon profitiert.

  • Warum deine produktivsten Zeiten manchmal perfekt fürs Nichtstun sind.

  • Wie du gezielt gegen das schlechte Gewissen beim Nichtstun vorgehst.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen? Warum es sich lohnt, die Reihenfolge zu überdenken

Wer kennt ihn nicht, diesen Reflex: Erst wird gearbeitet – und dann, wenn alles erledigt ist, darf es ein Stück Kuchen, eine Pause oder ein entspannter Abend sein. Die klassische Belohnungslogik sitzt tief. So tief, dass es mir persönlich sogar schwerfällt, den folgenden Satz überhaupt sauber über die Lippen zu bekommen:

Erst das Vergnügen, dann die Arbeit.

Sozialisiert für Leistung

Dass sich dieser Satz so ungewohnt anfühlt, hat Gründe. Die meisten von uns wurden so sozialisiert:

Räum erst dein Zimmer auf, dann gibt es ein Eis.

Mach erst deine Hausaufgaben, dann darfst du spielen.

Und später im Leben: Erledige erst das Projekt, dann ist Wochenende.

Diese Reihenfolge haben viele verinnerlicht – oft so sehr, dass du sie gar nicht mehr hinterfragst. Doch genau das kann im Promotionsalltag zum Problem werden.

Das Problem mit nie endenden To-do-Listen

Die Arbeit an einer Dissertation ist selten „fertig“. Es gibt keine klaren Endpunkte, an denen du sagen kannst: Jetzt ist alles geschafft. Die To-do-Liste wird ständig länger statt kürzer.

Wenn du Erholung immer ans Ende dieser Liste hängst, riskiert du, dass sie nie stattfindet – oder höchstens mit schlechtem Gewissen.

Und selbst wenn ein Wochenende freigehalten wird, kreisen die Gedanken oft weiter um die Arbeit. Entspannung fühlt sich dann nicht nach Pause an, sondern nach Prokrastination.

A propos Pausen. Auch hier gibt es manchmal einen Denkfehler. Pausen sind keine Belohnung, sondern eine Notwendigkeit.

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Was passiert, wenn man es mal umdreht

Was wäre, wenn das Vergnügen mal vor der Arbeit kommt? Wenn der Cappuccino, der Spaziergang oder der Freibadbesuch nicht Belohnung, sondern Startpunkt deines Tages ist?

Das verändert mehr als du denkst.

Denn wenn du mit etwas beginnst, das dir Energie gibt, kannst du mit mehr Freude und Leichtigkeit an die nächste Aufgabe gehen.

Die Arbeit entsteht dann nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus einem Zustand innerer Zufriedenheit.

Flexibilität nutzen statt blockieren

Gerade Promovierende haben oft eine gewisse Freiheit bei der Einteilung ihrer Zeit. Trotzdem wird diese Freiheit häufig eingeschränkt – durch innere Regeln wie: Ich darf erst etwas Schönes machen, wenn ich heute schon was geschafft habe.

Doch genau diese Denkweise kann dazu führen, dass du über deine eigenen Grenzen gehst.

Wer ständig Leistung voraussetzt, bevor es eine Pause gibt, hört seltener in sich hinein. Dabei wäre genau das oft sinnvoll: sich ehrlich zu fragen, was jetzt gerade wirklich dran ist – Erfolung oder Arbeit. 🙂

Ein realistischer Blick auf Motivation

Das Ziel ist nicht, die Promotion zu vernachlässigen. Es geht nicht darum, dauerhaft faul zu sein oder sich jegliche Struktur zu nehmen. Sondern darum, die eigene Motivation zu verstehen – und zu pflegen.

Vielleicht ist heute einer dieser Tage, an denen dir Energie fehlt. An denen dein Kopf voll ist, die Gedanken schwerfällig sind. In solchen Momenten kann es sinnvoll sein, erst einmal aufzutanken, statt sich durch die Arbeit zu zwingen. Mit der richtigen Energie gelingt danach oft mehr – und besser.

Doktorandin am Nichtstun

Die besten Zeiten fürs Nichtstun?

Vielleicht denkst du, du solltest deine produktivsten Tageszeiten unbedingt für die Dissertation nutzen. Morgens bist du klar im Kopf, hast die meiste Energie – also ran an den Text, oder?

Aber was passiert, wenn du genau diese Zeit nicht für Arbeit nutzt, sondern bewusst für eine Pause? Wenn du zum Beispiel vormittags in den Wald gehst und dir einen langen Spaziergang gönnst?

Ich habe gemerkt: Genau dann gewinnen diese Erholungsphasen an Qualität. Ich kann sie besser genießen, weil ich geistig wach bin – nicht schon ausgelaugt vom Arbeitstag. Und manchmal wirkt diese Form der Erholung sogar nachhaltiger, als wenn ich sie ans Ende des Tages schiebe.

Es lohnt sich also, damit zu experimentieren und zu beobachten:

Was passiert, wenn du deine besten Zeiten mal für dich selbst nutzt – und nicht nur für To-do-Listen?

Wenn du genauer herausfinden willst, wann deine produktivsten Zeiten liegen und wie du deinen Alltag passend zur Promotion strukturierst, schau dir den Kurs Promotion mit Plan an. Dort erarbeiten wir genau das – Schritt für Schritt.

Was tun mit dem schlechten Gewissen?

Die innere Stimme meldet sich wahrscheinlich sofort: Jetzt machst du gar nichts? Das kannst du doch nicht bringen! Wenn du den Mut hast, das Vergnügen an den Anfang zu stellen, hilft es, dich vorher bewusst dafür zu entscheiden.

Sag dir: Ich mache jetzt eine Pause – und zwar ohne Diskussion.

Danach verhandelst du nicht mehr. Die Entscheidung steht.

Wenn das nicht sofort klappt, ist das völlig normal. Du hast diese Stimme viele Jahre trainiert. Aber du kannst lernen, sie umzulenken – mit etwas Übung.

Ein kleines Rezept zum Ausprobieren

Drei Zutaten für mehr Leichtigkeit:

  1. Triff eine bewusste Entscheidung. Heute beginnt dein Tag mit etwas Schönem.
  2. Schalt die kritische Stimme aus. Gib ihr kein Rederecht.
  3. (Optional) Setz dir eine Zeitgrenze. Zum Beispiel 45 Minuten Vergnügen, dann 90 Minuten Schreiben – so gestaltest du den Übergang zur Arbeit leichter.

Du musst nicht immer erst das Vergnügen wählen. Aber es kann sehr guttun, es dir manchmal bewusst zu erlauben.

Fazit: Mehr Balance durch bewusstes Umdenken

Das eigene Verhalten im Promotionsalltag muss nicht von Automatismen gesteuert werden. Aber wenn du merkst, dass das Leben gerade zu kurz kommt oder dass dir Erholung nur selten gelingt, darfst du die Reihenfolge überdenken.

Vergnügen ist kein Belohnungssystem. Es ist ein Teil eines gesunden Alltags – und manchmal der Einstieg in einen produktiveren, zufriedeneren Arbeitstag. 🙂

Die Produktiver Promovieren Challenge

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Wer steckt hinter der Promotionsheldin?

Hallo, ich bin Dr. Marlies Klamt!

Jahrelang habe ich selbst nach einem Weg gesucht, glücklich und zufrieden zu promovieren. Ich musste meine eigene Dissertation sogar 2x schreiben, bis ich ihn gefunden habe. Im zweiten Anlauf war ich nicht nur nach 9 Monaten fertig, sondern hatte die beste Work-Life-Diss-Balance meiner gesamten Promotionszeit.

Heute unterstütze ich Doktorandinnen wie dich durch Coachings, Kurse und meinen Podcast "Glücklich promovieren". Ich glaube fest daran, dass alle Superkräfte, die du für eine glückliche Promotion brauchst, bereits in dir schlummern. Lass sie uns gemeinsam wecken!

Dr. Marlies Klamt