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4 kreative techniken gegen schreibstau

Episode #19

Podcast GLÜCKLICH PROMOVIEREN: Episode #19

Kreativität gegen Schreibstau. Mit 4 Techniken bringen wir deine Schreibenergie wieder in den Fluss. Du lernst:

  • wie Free Writing dir hilft, überhaupt erst einmal wieder IRGENDETWAS zu schreiben;
  • wie du mit einem Brief an deine Doktorarbeit Licht in eine komplizierte Beziehung bringst;
  • wieso es wichtig sein kann, bei Version Null zu beginnen und nicht bei eins;
  • und wie ein Perspektivwechsel dich zur Koryphäe werden lässt!

Ressourcen aus der Episode: Julia Cameron – The Artist’s Way

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4 kreative Techniken gegen Schreibstau

Letzte Woche ging es ja schon um das Thema „Raus aus der Schreibblockade“. Ich habe dir erklärt, wie du Texte so vorbereiten kannst, dass sie sich fast wie von selbst schreiben, wie du über den Umweg des Sprechens ins Schreiben kommen kannst, wie du Schreibroutinen entwickelst, die für dich funktionieren und wie du mit Hilfe der Pomodoro-Technik akuten Blockaden eine Schnippe schlägst.

Kommentiere gerne, welche der Tricks dir geholfen haben, deine Schreibblockade zu überwinden oder wie du sonst noch vorgehst, wenn gar nichts mehr geht.

Heute geht es noch einmal um das Thema Schreibstau und ich möchte mit dir einige ungewöhnliche Techniken teilen, mit denen du wieder ins Schreiben kommen kannst. Wenn also keine der Techniken von letzter Woche für dich funktioniert hat, dann versuche es mit den folgenden Möglichkeiten.

Kreative Schreibtechniken nutzen

Vielleicht steckst du gerade in dieser Situation: Es geht einfach gar nichts mehr und das schon seit Wochen oder sogar Monaten. Und nein, du bist nicht die einzige, der es so geht. Wichtig ist, jetzt erst einmal wieder irgendwie ins Schreiben zu kommen. Und zwar erst mal unabhängig davon, was du schreibst.

Hast du schon einmal von kreativen Schreibtechniken gehört?                   

Die vier Techniken, die ich dir jetzt vorstelle, nähern sich immer mehr dem Schreiben deiner wissenschaftlichen Texte an. Während es in der ersten noch gar nicht ums Thema Doktorarbeit geht, sondern generell darum, Blockaden zu lösen und überhaupt einmal wieder irgendetwas zu schreiben, geht es bei der zweiten Technik darum, dich auf kreative Art und Weise mit deiner Doktorarbeit auseinanderzusetzen. Bei den letzten beiden Techniken fertigst du dann unterschiedliche Versionen von Kapiteln an.

Technik 1: Free Writing & Morgenseiten

Die erste Technik, die ich dir vorstellen möchte, ist das sogenannte Free Writing. Beim Free Writing schreibst du in einem fest gesetzten Zeitrahmen alles auf, was dir in den Sinn kommt: Und zwar völlig themenunabhängig. Stelle dir selbst also einen Timer auf mindestens fünf Minuten, gerne aber auch länger, lege dir Papier und Stift bereit oder öffne ein neues Textdokument am PC und dann geht es los. Schreibe ohne zu unterbrechen einfach alles auf, was dir in den Sinn kommt. Das können ganze Sätze sein, aber auch Fragmente sind in Ordnung. Auch wenn du Tippfehler oder Grammatikfehler machst, ist das völlig egal. Korrigiere sie nicht, sondern schreibe einfach weiter. Es geht nicht darum, etwas zu produzieren, das du veröffentlichst oder mit anderen teilst, sondern einfach nur darum, wieder ins Schreiben zu kommen.

Wenn es dir schwerfällt, komplett assoziativ zu schreiben, dann kannst du dir auch selbst einen Begriff notieren und dann deine Gedanken dazu aufschreiben. Suche dir aber für den Anfang etwas, das nichts mit deinem Dissertationsthema zu tun hat, also zum Beispiel Frühlingsbeginn oder Zeitumstellung.

Wenn du dich allgemein mehr im Schreiben üben willst, beispielsweise weil es etwas ist, das dir schwerfällt, dann mache diese Übung jeden Morgen. Vielleicht hast du schon einmal etwas von den sogenannten Morgenseiten gehört? Julia Cameron beschreibt diese Methode in ihrem Buch „The Artist’s Way“. Und ja, auch wenn du dich wahrscheinlich nicht als Künstlerin bezeichnen würdest, nur weil du promovierst, ist es dennoch eine schöpferische Tätigkeit, eine Doktorarbeit zu schreiben.

Das tägliche Schreiben von Morgenseiten kann dabei helfen, Schreibblockaden zu lösen. Mit dem Schreiben ist es wie mit jeder Tätigkeit. Je geübter zu bist, desto flüssiger wird es dir von der Hand gehen und umso weniger Initialenergie benötigst du, um überhaupt erst einmal damit anzufangen. Anders gesagt: Je mehr du schreibst, desto weniger groß wird die Hürde zu sein, zu schreiben. Trainiere also deinen Schreibmuskel!

Technik 2: Brief an die Doktorarbeit

Die nächste kreative Schreibübung, bei der es zwar um das Thema Dissertation geht, aber bei der du noch nicht wissenschaftlich schreibst, ist eine schöne Übung, um dein Verhältnis zur Doktorarbeit etwas klarer zu bekommen. Hierbei darfst du nämlich deiner Dissertation einen Brief schreiben. Hört sich verrückt an? Ja, wenn du zum ersten Mal davon hörst, dann ist die Vorstellung wahrscheinlich etwas gewöhnungsbedürftig. Aber hey, wenn’s hilft, warum nicht?! Schreiben wir also deiner Doktorarbeit einen Brief.

In diesem Brief kannst du reflektieren, was gut läuft, was du gerne verbessern möchtest, wo es hakt, was dir Angst macht usw.

Wenn es dir leichter fällt, kannst du die Perspektive übrigens auch umdrehen und dir selbst einen Brief aus Sicht deiner Doktorarbeit schreiben. Das heißt, du schreibst zum Beispiel auf, wie deine Dissertation sich von dir behandelt fühlt. Das könnte dann etwa so aussehen:

„Liebe Lisa, ich bin froh, dass du mich auf die Welt zu versuchen bringst und soviel Zeit mit mir verbringst. Ich fühle mich allerdings oft so, als ob du gar nicht richtig anwesend bist, wenn du dich mit mir beschäftigst – oder noch schlimmer: Eigentlich lieber ganz woanders sein würdest. Auch fühlt es sich für mich nicht gut an, dass du mich manchmal über Tage und sogar Wochen komplett ignorierst. Können wir uns nicht regelmäßig und entspannt treffen? Ich glaube, ein bisschen mehr Leichtigkeit würde unserer Beziehung ganz guttun.“

Technik 3: Version Null bis final

Kommen wir zur dritten Technik. Manchmal vergessen wir, dass die erste Version eines Kapitels nicht die finale sein wird. Der Normalfall ist, dass du das Kapitel schreibst, überarbeitest, andere Menschen darüber schauen lässt, es wieder überarbeitest usw. Es muss also nicht von Anfang an alles perfekt sein. Unter Umständen verbringst du unglaublich viel Zeit, um ein rundes und stimmiges Kapitel zu schreiben – um dann am Ende festzustellen, dass es sich ins Gesamtgefüge der Dissertation nicht mehr richtig einfügt und du es streichen oder komplett neu aufbauen musst. Perfektionsansprüche sind beim Schreiben allgemein hinderlich und wenn du gerade akut in einer Schreibkrise steckst umso mehr.

Lass uns also in Versionen denken und erst einmal eine Version schreiben, die du garantiert niemandem zeigen wirst. Die Version Null. Eine Version, um überhaupt erst einmal wieder mit dem Schreiben anzufangen. Eine Version nur für den Papierkorb. Auch wenn sich das härter anhört, als es ist. Denn jedes Mal, wenn du etwas zu Papier bringst, wirst du etwas daraus lernen – und auch wenn das produzierte Dokument wirklich im Papierkorb landen sollte, dann wirst du wenigstens mit sortierteren Gedanken aus dem Schreibprozess herausgehen oder vielleicht auch mit einigen Formulierungen, die du gerne behalten möchtest.

Bei der Übung, eine Version Null zu schreiben, geht es darum, erst einmal den Druck rauszunehmen – den Druck, etwas GUTES oder noch schlimmer GRANDIOSES produzieren zu müssen. Sag dir also nicht „Ich schreibe jetzt das nächste Kapitel“, sondern sag dir stattdessen: „Ich schreibe jetzt einen Entwurf. Einen unperfekten Entwurf.“ Wie gesagt, unser vorrangiges Ziel bei dieser Übung ist es, überhaupt erst einmal wieder mit dem Schreiben anzufangen.

Auf die Version Null muss dann natürlich irgendwann die Version 1 folgen. Und Version 2. Und irgendwann die finale Version. Aber mit der fängst du nicht an. Logisch, oder?

Technik 4: Perspektivwechsel

Die letzte kreative Schreibtechnik, die ich dir heute vorstellen möchte, geht in eine ähnliche Richtung wie die gerade eben. Auch hier erstellen wir verschiedene Versionen von einem Kapitel – bzw. von einem Unterkapitel, damit die Übung nicht ausartet. Die Technik hilft dir nicht nur dabei, wieder in den Schreibfluss zu kommen, weil wir spielerisch an die Sache herangehen, sondern auch, deine Position prägnanter zu formulieren.

Bei der ersten Version beschreibst du voller Überzeugung die Ergebnisse deiner Forschungsarbeit. Alternativ geht natürlich auch der methodische Aufbau oder die Theorie, je nachdem, woran du gerade arbeitest. Stell dir vor, dass du DIE Koryphäe auf dem Gebiet bist und nun deinen Standpunkt zu einem Thema bekanntgibst oder deine neue Forschung beschreibst. Das heißt, übertreibe es so richtig mit deinen Formulierungen. Diese Version ist nicht zur Veröffentlichung gedacht, hilft dir aber – wie auch die Version Null – ohne Druck, dich damit sichtbar zu machen, deine Position darzulegen.

Bei der zweiten Version schreibst du komplett neutral und möglichst passiv. Diese Version wird näher an der Version sein, die du schlussendlich verwenden wirst. Dennoch möchte ich, dass du abgleichst, wo die Unterschiede sind in den Formulierungen und wo du eventuell auch Anregungen bei der Koryphäen-Version übernehmen kannst.

Alternativ kannst du auch versuchen, statt der Koryphäen-Version deine Ergebnisse für ein Zeitungsinterview aufzubereiten, sie also populärwissenschaftlich darzustellen. Oder stelle dir vor, dass du deine Ergebnisse verteidigen musst und suche dir entsprechend die passenden Argumente.

Aufgabe für heute

Um den ersten Stein ins Rollen zu bringen und die Blockade aus dem Weg zu räumen, habe ich noch eine Aufgabe für dich für heute. Schreibe 15 Minuten lang – egal was. Wenn du möchtest, gerne etwas, das mit der Dissertation zu tun hat, aber das muss nicht sein. Wichtig ist, dass du überhaupt wieder ins Schreiben kommst. Wenn das mit der Diss erst einmal nicht klappt, dann schreibe etwas ganz anderes. Beschreibe deinen Tag. Dein erstes Haustier. Dein Schlafzimmer. Nach der Free Writing-Methode, die ich dir vorgestellt habe, kannst du alles aufschreiben, was dir gerade in den Sinn kommt. Ganz egal, Hauptsache du lässt es fließen und kommst einmal wieder in den Genuss des Geräusches von tippenden Tasten. Nur Kommunikation zählt nicht, also die E-Mail an deinen Onkel zum Geburtstag oder deine Arbeitskollegin zählt genauso wenig wie ein ausführlicher Kommentar auf Facebook.

Falls du noch große Widerstände spürst, loszulegen: Bereite dich darauf vor, zu schreiben. Gehe spazieren, mache eine halbe Stunde Yoga und trinke einen Kräutertee oder mache etwas anderes, dass dich körperlich und mental aufs Schreiben einstimmt. Höre ruhige Musik oder mach eine Wechseldusche. Alles, was dir guttut. Nicht mehr als eine Stunde. Nach dieser Vorbereitungszeit setzt du dich an den PC – oder alternativ mit einem Blatt Papier und einem Stift an den leeren Schreibtisch. Am Computer hast du nur ein leeres Word-Dokument geöffnet und sonst nichts. Wenn du mit einem anderen Programm schreibst, gilt natürlich dasselbe. Und dann wird geschrieben.

Also: An den PC, fertig los!

Und wenn du schon so schön im Schreiben bist. Ich würde mich SEHR freuen, wenn du mir einen Kommentar hinterlässt und mir mitteilst, was deine persönliche Waffe gegen Schreibblockaden ist! 

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Dr. Marlies Klamt