fbpx

Glücklich Promovieren

Episode #39

Bist du eine Hochstaplerin? Eine, die eigentlich gar nicht das Zeug hat, zu promovieren? Hast du ständig Angst, dass man dich irgendwann enttarnen wird? Dass irgendwann mal jemand mit dem Finger auf dich zeigt und sagt: Du hast doch keine Ahnung, wovon du sprichst! Falls du bei meinen Fragen einen roten Kopf bekommen hast und dich erwischt fühlst, dann herzlich willkommen zu einer Episode, die wie für dich gemacht ist.

LESEN STATT HÖREN? Klick auf das PLUS und lies die Folge nach!

Das Impostor-Syndrom – erste Hilfe für alle promovierenden Hochstaplerinnen

Bist du eine Hochstaplerin? Eine, die eigentlich gar nicht das Zeug hat, zu promovieren? Die sich da nur irgendwie reingemogelt hat?

Wunderst du dich, dass dir noch niemand auf die Schliche gekommen ist? Dass noch keiner bemerkt hat, dass du eigentlich gar nicht intelligent genug dafür bist, eine Doktorarbeit zu schreiben?

Denkst du dir, dass du eigentlich gar nichts zu sagen hast? Zumindest nichts Neues und erst recht nichts wissenschaftlich Fundiertes?

Fühlst du dich wie eine Betrügerin, weil du vorgibst in einer Liga mitzuspielen, in der du eigentlich nichts zu suchen hast?

Hast du ständig Angst, dass man dich irgendwann enttarnen wird? Dass irgendwann mal jemand mit dem Finger auf dich zeigt und dir sagt: Du hast doch keine Ahnung, wovon du sprichst!

Falls du bei meinen Fragen einen roten Kopf bekommen hast und dich erwischt fühlst, dann herzlich willkommen zu einer Episode, die wie für dich gemacht ist.

Dies geht raus an alle Hochstaplerinnen da draußen, an alle die promovieren, obwohl sie eigentlich viel zu dumm dafür sind.

Bzw. – und jetzt werde ich ernst – das geht raus an alle Frauen da draußen, die am Impostor-Syndrom leiden. Auch Hochstapler-Syndrom genannt.

Was ist das Impostor-Syndrom?

Impostor bedeutet nämlich genau das: Schwindler, Blender, Hochstapler.

Egal wie gut deine Noten sind, egal wie sehr man dich für deine Arbeit lobt – insgeheim glaubst du, dass du eigentlich nur vorgibst etwas zu sein, dass du gar nicht bist. Und lebst ständig mit der Angst, dass das irgendwann jemandem auffallen wird.

Und jetzt also auch noch eine Promotion. Das i-Tüpfelchen auf deinem Leben als Hochstaplerin.

Falls du dich jetzt schon richtig unangenehm berührt fühlst und merkst, wie du langsam Bauchschmerzen bekommst – atme erst mal tief durch. Und noch mal. Und noch ein drittes Mal.

Sehr gut. Denn ich will dir jetzt etwas sagen, dass du wahrscheinlich erst mal nicht glauben kannst: Nur weil du dich wie eine Hochstaplerin fühlst, heißt das noch lange nicht, dass du eine Hochstaplerin bist.

Und noch ein Trostpflästerchen: Du bist nicht alleine mit deinen Sorgen. Das Impostor-Syndrom ist ein bekanntes Phänomen. Menschen, die an dem Syndrom leiden, glauben, dass sie für ihre bisherigen Leistungen gar nicht selbst verantwortlich sind und eigentlich Betrüger bzw. Betrügerinnen sind.

Im Gegensatz zu den Menschen, die sich tatsächlich ihren Doktortitel im Ausland gekauft haben oder ihre Doktorarbeit von einem Ghostwriter oder eine Ghostwriterin schreiben haben lassen, GLAUBEN sie dies aber nur.

Mit der Realität hat das rein gar nichts zu tun. Das sehen auch ihre Mitmenschen auch klar und deutlich. Frag mal deine beste Freundin oder deinen Vater, warum du da bist, wo du bist. Du wirst wahrscheinlich Antworten zu hören bekommen wie: Weil du intelligent bist, weil du ehrgeizig bist, weil du fleißig bist und und und.

Aber wenn du am selbst am Impostor-Syndrom leidest, wirst du glauben, dass diese Menschen es entweder nicht ehrlich mit dir meinen oder dich aber einfach (noch) nicht durchschaut haben. Deine Selbstzweifel sind so groß, dass du deine bisherigen Errungenschaften als Zufall ansiehst oder denkst, du hast einfach Glück gehabt.

Klar, du hattest Glück und hast dich durch den Bachelor geschummelt. Dann hast du dich durch den Master geschummelt und wieder Glück gehabt. Dann hast du Glück gehabt und eine gute oder sehr gute Masternote eingeheimst. Und dann hast du wieder Glück gehabt, dass man dich als Doktorandin akzeptiert hat.

Alles Zufall und Glück. Klingt total logisch, oder?

Für die vermeintliche Hochstaplerin leider schon.

Schauen wir uns das Phänomen also mal näher an, bevor ich dir ein paar Erste Hilfe-Tipps gebe, wie du das Syndrom in den Griff bekommst, falls du selbst daran leidest.

Studien zum Impostor-Syndrom

Das Impostor-Syndrom wurde zum ersten Mal 1978 beschrieben und zwar von Pauline Clance und Suzanne Imes. Interessanterweise hatten sie es damals explizit in der Gruppe von erfolgreichen Frauen untersucht. Seitdem haben sich zahlreiche Forscher und Forscherinnen das Phänomen unter verschiedenen Gesichtspunkten angeschaut.

McElwee und Yurak haben 2010 eine Studie durchgeführt und das Impostor-Syndrom bei College-Studierenden untersucht. Dabei haben sie herausgefunden, dass das Problem ist, dass man gerne so gesehen werden will, wie man sich selbst sieht.

Wenn es also eine Diskrepanz gibt zwischen dem, wie man sich selbst einschätzt und dem, wie andere einen einschätzen und in diesem Fall besser – dann hat man ein Problem. Man befürchtet nämlich, dass das Ganze irgendwann in der Zukunft ans Licht kommen wird und man dann einer unangenehmen Situation ausgesetzt sein wird.

Das ist zum Beispiel vor allem dann der Fall, wenn du gerade in einem Rollenwechsel steckst bzw. eine neue Position innehast – als wissenschaftliche Mitarbeiterin zum Beispiel oder als Doktorandin oder auch irgendwann als frischgebackene Doktorin. Dann ist es wahrscheinlich, dass du vom Impostor-Syndrom betroffen bist, denn andere sehen dich schon als weiter an und als kompetenter als du dich selbst.

Erste Hilfe Tipps

Tipp 1: Erkenne, dass es das Impostor-Syndrom gibt

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. In diesem Fall hast du den ersten Mini-Fortschritt gemacht, wenn du erkennst, dass es für deine Gefühle noch eine andere mögliche Erklärung gibt, außer die, dass du wirklich eine Hochstaplerin bist. Wenn du erkennst, dass es stattdessen auch sein könnte, dass du am Impostor-Syndrom leidest und du nicht die einzige bist, der es so geht.

Es geht erstaunlicherweise auch vielen Prominenten so zum Beispiel Michele Obama und auch über Albert Einstein wird gesagt, dass er Angst hatte, dass seine Arbeit überschätzt wird.

Wenn du der Typ dazu bist, dann lies dich in die Forschungsliteratur ein oder in ein Sachbuch dazu. Du findest genügend Literatur auf dem Markt, wenn du suchst.

Tipp 2: Führe ein Erfolgsjournal

Aber ein Erfolgsjournal, in das du nicht nur schreibst, was du für Erfolge zu verzeichnen hast, sondern bitteschön auch was DU dafür getan hast, damit du die Ergebnisse erzielt hast, die du hast. Fokussiere dich also explizit auf deinen Anteil. Das kann schon sein, dass dir das erst einmal schwerfällt. Umso wichtiger ist es, dass du es dennoch machst.

Ein Beispiel: Wenn du einen Vortrag gehalten hast, auf den du viel positives Feedback bekommen hast, dann schreibe dir zum einen diese Komplimente auf, aber auch was du alles getan hast, um diesen Vortrag halten zu können. Du hast recherchiert, die Forschungsliteratur aufgearbeitet, über Zusammenhänge nachgedacht, vielleicht empirische Daten erhoben, das Ganze in eine ansprechende Präsentation verpackt, dich erfolgreich am Call for Papers beteiligt und und und.

In dein Erfolgsjournal kannst du dann auch immer schauen, wenn du mal wieder an dir zweifelst. Dort findest du dann schwarz auf weiß deinen Anteil an deinen Erfolgen – und siehst, dass es nicht nur Glück war, dass du dort gelandet bist, wo du bist.

Tipp 3: Höre auf, Komplimente abzuwehren

Bei Tipp Nummer 3 höre ich dich schon aufstöhnen. Wie ich darf Komplimente nicht mehr relativieren, wenn mir jemand ungerechtfertigterweise sagt, dass ich etwas gut gemacht habe, für das ich gar nicht selbst verantwortlich war? Oder das sowieso nicht so schwierig war? Jup, genau das meine ich.

Wenn dir jemand also zu einer guten Präsentation, einem tollen Artikel oder einer guten Note gratuliert – wiegel nicht direkt ab, indem du antwortest: Ich hatte ja Hilfe von meiner Betreuerin bekommen; ich hab das Paper ja nicht alleine geschrieben; die Klausur war ja auch ganz einfach.

Sondern bedank dich einfach. Und dann nichts mehr. Wenn dir am Anfang trotzdem direkt wieder was Relativierendes rausrutscht – ärger dich nicht. Zu merken, dass das so ist, ist der erste Schritt. Irgendwann schaffst du es dann auch, Komplimente auszuhalten. Und hast vielleicht sogar Spaß daran.

Tipp 4: Tausche dich mit anderen aus, die am Impostor-Syndrom leiden

Okay, ich weiß, die Hürde diesen Schritt zu gehen, ist wahrscheinlich am größten. Aber glaube mir, du bist nicht alleine. Wenn du die Möglichkeit hast, im geschützten Umfeld über deine Selbstzweifel zu sprechen, wirst du dich wundern, wie viele andere Menschen sie auch haben. Und gerade auch Personen, über die du dachtest: Wow, die haben es voll drauf, so erfolgreich wie die sind, können die gar nicht an Selbstzweifeln leiden.

Vielleicht hast du im Freundeskreis die Möglichkeit, das Thema anzusprechen. Oder du suchst dir online nach Gleichgesinnten – zum Beispiel in Foren für Promovierende. Dann bleibt auch deine Anonymität gewahrt. Falls du zufälligerweise sowieso eine Therapie machst, kannst du das Thema auch dort einmal ansprechen. Das ist zwar nicht das Gleiche, als sich mit Gleichgesinnten darüber auszutauschen, kann aber auch zur Aufarbeitung beitragen.

Und vielleicht machst du gleich mal den ersten Schritt und kommentierst auf der Seite zur Folge, wann DU in deinem Leben schon am Hochstapler-Syndrom gelitten hast. Sharing is caring und indem wir von unseren eigenen Erfahrungen berichten, können andere sich wiederfinden und erkennen, dass sie nicht alleine sind.

Das wars

Ich hoffe, diese Erste Hilfe-Tipps werden dich ein wenig wegbringen vom Gedanken, eine Hochstaplerin zu sein. Das Ziel der Übungen ist, dich wohler fühlen, dich selbst für deine Erfolge anerkennen können, mehr zu erreichen und dein volles Potenzial zu entfalten – und dich dann auch selbst dafür feiern zu können. Mit Freude und Spaß und ohne Zweifel.

Und sei dir wirklich sicher: Du bist mit dem Gefühl, Dinge zu faken, nicht alleine. Jede Menge erfolgreiche und berühmte Menschen leiden ebenso darunter – oft welche, bei denen man es auf keinen Fall erwarten würde.

Wenn du dir noch mehr zum Impostor-Syndrom anschauen willst, dann hab ich noch zwei TedTalkx-Videos in den Shownotes verlinkt, einen von Portia Mount und einen von Mike Canon-Brookes. Viel Spaß beim Anschauen.

So meine liebe Ganz-Und-Gar-Nicht-Hochstaplerin: Ich wünsche dir eine wundervolle Woche!

Wir hören uns wieder nächsten Mittwoch und bis dahin freudiges Promovieren – du bist genau da, wo du bist, weil du intelligent bist, kreativ und einen tollen Beitrag zur Forschung leisten wirst!

Deine Marlies

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wer steckt hinter der Promotionsheldin?

Hallo, ich bin Dr. Marlies Klamt!

Jahrelang habe ich selbst nach einem Weg gesucht, glücklich und zufrieden zu promovieren. Ich musste meine eigene Dissertation sogar 2x schreiben, bis ich ihn gefunden habe. Im zweiten Anlauf war ich nicht nur nach 9 Monaten fertig, sondern hatte die beste Work-Life-Diss-Balance meiner gesamten Promotionszeit.

Heute unterstütze ich Doktorandinnen wie dich durch Coachings, Kurse und meinen Podcast "Glücklich promovieren". Ich glaube fest daran, dass alle Superkräfte, die du für eine glückliche Promotion brauchst, bereits in dir schlummern. Lass sie uns gemeinsam wecken!

Dr. Marlies Klamt

Wünsch dir Was!

Du hast ein akutes Problem? Du steckst irgendwo fest? Du möchtest ein Thema vorschlagen? Du willst mehr über etwas wissen, worüber ich in einer früheren Episode gesprochen haben? Immer her mit deinen Vorschlägen!