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Der beste Zeitpunkt, um mit dem Schreiben zu Beginnen

Episode #13

Podcast GLÜCKLICH PROMOVIEREN: Episode #13

In Episode 13 teile ich mit dir, warum so viele Promovendinnen so spät mit dem Schreiben beginnen und wieso es nicht viel besser wäre, früher anzufangen. Ein paar handfeste Tipps werde ich auch einbauen, damit du vom Denken ins Handeln kommst, denn vom Löcher in die Luft starren hat sich noch kein Wort aufs Blatt geschrieben.

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Wann der beste Zeitpunkt ist, mit dem Schreiben zu beginnen

Suchst du noch Ausreden oder schreibst du schon? Dass das Schreiben zur Promotion dazugehört, weiß jeder. Dass man irgendwann damit anfangen muss auch.

Aber wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Weiß ich wirklich schon genug? Oder sollte ich nicht lieber erst noch diese 5 Bücher durcharbeiten und jene 20 Aufsätze lesen?

Und überhaupt: Was soll ich schreiben? Hat das Bestand, was ich mir bisher ausgedacht habe?

Heute möchte ich mit dir ein paar Gedanken teilen, warum so viele Promovendinnen so spät mit dem Schreiben beginnen und wieso es nicht viel besser wäre, früher anzufangen. Und ja, du kennst mich inzwischen – ein paar handfeste Tipps werde ich auch einbauen, damit du vom Denken ins Handeln kommst, denn vom Löcher in die Luft starren hat sich noch kein Wort aufs Blatt geschrieben.

Wenn ich vom Schreiben spreche, dann meine ich natürlich Texte, die du für deine Doktorarbeit schreibst. Bausteine, die zum Teil deiner fertigen Dissertation werden. Also Kapitel und Unterkapitel. Texte, in denen du den Aufbau deiner Arbeit beschreibst, die theoretische Grundlagen, das methodische Vorgehen. Deine Ergebnisse.

Schauen wir uns also nun gemeinsam an, weshalb das Schreiben so oft hinausgezögert wird und wie du es schaffen kannst, endlich damit zu beginnen. Und ja, am Ende beantworte ich natürlich auch noch die Frage, wann du mit dem Schreiben beginnen solltest.

Warum es so schwierig ist, mit dem Schreiben zu beginnen – und warum du es dennoch tun solltest

Ein Grund, warum das Schreiben für viele eine so große Hürde ist, ist dass du damit die Grenze überschreitest von dem, was im Stillen in deinem Kopf vorgeht zur Veröffentlichung deiner Gedanken. Damit steigt die Verbindlichkeit.

Klar, in gewissem Maße ist das auch der Fall, wenn du einen Vortrag hältst. Deshalb kostet auch das viele Promovendinnen einiges an Überwindung. Aber wenn deine Argumentationsketten noch nicht so ganz funktionieren, lässt sich das in einem schriftlichen Text lang nicht mehr so gut kaschieren, wie das zum Beispiel noch bei einem Vortrag der Fall ist.

Du machst dich mit deinen Texten also sichtbar – und damit verletzlich. Deshalb soll das Ergebnis perfekt sein: Je perfekter der Text, desto unangreifbarer bist du, so die Logik, die dahintersteckt. Das Problem dabei ist: es wird nie perfekt sein. Es wird immer jemanden geben, der etwas daran auszusetzen hat.

Je früher du Rückmeldung zu deinen ersten Textentwürfen von deiner Betreuerin oder deinem Betreuer bekommst, umso besser. Denn nur so bekommst du heraus, ob sie oder er mit deinem Schreibstil zurechtkommt. Klar, die Doktorarbeit ist nicht deine erste wissenschaftliche Arbeit und neben deiner Bachelor- und Masterarbeit hast du sicher auch einige Hausarbeiten verfasst. Aber falls das nicht gerade bei der Person war, die auch deine Doktorarbeit betreut, solltest du unbedingt abklären, ob dein Stil für sie okay ist.

Denn seinen Schreibstil zu ändern ist gar nicht so einfach. Wobei sich da schon die Frage stellt, was alles dazugehört. Das können Dinge sein wie ob du eher sehr nüchtern wissenschaftlich schreibst, oder journalistisch-feuilletonistisch angehaucht. Ob es verpönt ist, auch einmal in „Ich-Form“ von dir als Forscherin zu schreiben und stattdessen erwartet wird, dass du alles möglichst objektiv formulierst. Ob deine Betreuerin oder dein Betreuer ein Problem damit hat, wenn du in deiner Arbeit genderst – oder ob sie oder er dir es ankreidet, wenn du das nicht tust.

Diese Liste könnte ich noch endlos fortsetzen. Manche Punkte davon sind im Nachgang schneller korrigierbar, andere weniger. Ich denke es ist aber klar geworden, dass Feedback zu diesen Punkten unglaublich wertvoll ist. Falls du Angst vor Feedback und Kritik hast, empfehle ich dir, dir die Episoden 10 und 11 anzuhören, da verrate ich dir einige Strategien im Umgang mit Kritik, die deine Perspektive auf das Thema hoffentlich grundlegend ändern.

Schreiben ist ein iterativer Prozess

Als nächstes möchte ich mit einer Fehleinschätzung aufräumen, der wir gerne mal erliegen: Nämlich, dass das Schreiben etwas ist, das kommt, nachdem wir die Denkarbeit abgeschlossen haben. Und genau auf dieses Thema bezieht sich auch schon mein erster Tipp:

Tipp 1: Schreibe, um zu denken

Der erste Tipp, den ich dir geben möchte, ist einen kleinen oder vielleicht auch gar nicht so kleinen Perspektivwechsel vorzunehmen. Ich möchte dich auffordern, weg zu kommen vom Gedanken des perfekten Schreibens und stattdessen Schreiben als Work in Progress zu begreifen. Sieh das Schreiben also nicht nur als Möglichkeit an, fertig durchdachte Gedankengänge aufs Papier zu bringen, sondern auch als Gelegenheit Gedankengänge überhaupt erst zu entwickeln.

Das heißt, wir ändern die „normale“ Reihenfolge hier ein wenig ab. Statt dass es darum geht, erst zu denken und dann erst alles aufzuschreiben, möchte ich dich einladen, zu denken und zu schreiben gleichzeitig und beim Schreiben weitere Gedankengänge zu entwickeln.

In der Realität ist ja sowieso so, dass du verschiedene Entwürfe von Kapiteln anfertigst. Du hast eine erste Version eines Kapitels, holst dir dazu Feedback ein oder liest sie selbst mit etwas Abstand noch einmal kritisch durch, überarbeitest diese, schreibst weitere Kapitel, schaust, wie das vorherige sich in diese einfügt oder ob du etwas anpassen musst usw.

Nimm also den Druck von dir, nur perfekte Gedanken aufschreiben zu können. Gerade, wenn du Probleme damit hast, überhaupt mit dem Schreiben zu beginnen: Schreibe zunächst ohne die Intention, deinen Text zu teilen oder direkt für deine Dissertation zu verwenden. Mach es als Aufwärmübung. Bevor du einen Marathon läufst, trainierst du ja auch erst einmal mit kürzeren Strecken, die noch nicht Teil des eigentlichen Marathons sind.

Schreiben lernst du nur beim Schreiben und je mehr du schreibst – und damit meine ich nicht, Zitate herausschreibst, denn es geht mir nicht darum, deine Fertigkeiten im Zehnfingertippen zu perfektionieren – also je mehr du schreibst, desto flüssiger wirst du deine Feder führen.

Schreibe dein erstes Kapitel

Tipp 2: Mach dir einen Schreibfahrplan

So, nachdem wir nun aufgewärmt sind, wird es nun ernster, denn es geht nun tatsächlich ums Schreiben deiner Kapitel. Und ich füge direkt den nächsten Tipp für dich an: Mach dir einen Schreibfahrplan. Wenn du Probleme hast, mit dem Schreiben anzufangen, kann nichts entmutigender sein, als ein weißes Blatt Papier beziehungsweise ein Word-Dokument, auf dem der Cursor vor weißem Hintergrund auffordernd blinkt.

Geben wir deinem Cursor also etwas Futter, damit er weniger angsteinflößend wirkt. Dazu brauchen wir als erstes deine Gliederung, damit du weißt, an welchem Kapitel du nun schreiben willst und wie es sich ins Gesamtgefüge deiner Arbeit einordnen lässt. Du hast dich für ein Kapitel entschieden? Sehr gut.

Dann machen wir im nächsten Schritt eine kleine Inventarliste. Was soll alles rein in das Kapitel? Was willst du mit dem Kapitel insgesamt aussagen? Welche Punkte sollen rüberkommen? Welche Quellen musst du unbedingt nennen? Überlege dir das nicht nur in deinem Kopf, sondern mache dir zu jedem dieser Punkte Notizen.

Merkst du was? Das Blatt ist nun schon nicht mehr leer, der Cursor ist bereits gefüttert. Wunderbar. Denn im nächsten Schritt kommt etwas Anspruchsvolles: deine Argumentationsstruktur. Überlege dir, welche Position du einnimmst und wie du diese nicht nur beschreibst, sondern auch mit Argumenten stützt. Mach dir eine Minigliederung für dein Kapitel.

Und diese brauchst du nun nur noch auszuformulieren. Lass dich nicht von der Suche nach der perfekten Formulierung aufhalten, sondern schreibe erst einmal darauf los. Dieser erste Entwurf wird nicht der letzte sein, du kannst immer noch nach einer besseren Formulierung suchen, wenn du fertig bist.

Fazit: Wann ist denn jetzt der perfekte Zeitpunkt, um mit dem Schreiben zu beginnen?

Kommen wir jetzt noch einmal zurück zur eingangs gestellten Frage: Wann ist denn nun der beste Zeitpunkt mit dem Schreiben zu beginnen? Ich bin geneigt zu sagen JETZT. Wenn du nicht mehr ganz am Anfang deiner Dissertation stehst, sondern schon einige Monate und eventuell sogar Jahre mit der Recherche und unter Umständen auch der Datenerhebung bzw. Analyse zugebracht hast, dann ist es höchste Zeit, endlich mit dem Schreiben zu beginnen.

Nicht früh genug mit dem Schreiben begonnen zu haben ist einer der Punkte, die viele Promovendinnen im Rückblick besonders bereuen. Lerne also von all denjenigen, die den Weg vor dir gegangen sind und nimm dir ihre Lektion zu Herzen: Fange mit dem Schreiben an!

Gibt es auch einen Zeitpunkt, der zu früh ist? Oder anders gefragt: Was ist die Mindestanforderung, um startklar fürs Schreiben zu sein? Ein guter Anhaltspunkt ist, ob du deine Forschungsfrage bzw. Forschungsfragen und gegebenenfalls deine Hypothesen eindeutig formuliert hast und eine fertige Gliederung hast. Deine Forschungsfrage bzw. These brauchst du, um deine Texte entsprechend fokussieren zu können.

Ich würde dir außerdem raten, die Gliederung erst einmal fertigzustellen, bevor du mit dem Schreiben beginnst – zumindest mit dem Schreiben der Kapitel, die du dann auch für die fertige Dissertation verwenden willst – also nicht nur für die genannten Aufwärmübungen. Mach dich auch hier nicht verrückt, auch die Gliederung wirst du vermutlich noch ein paar Mal anpassen müssen, aber irgendeine Richtung brauchst du, um zu wissen, wohin du losmarschierst.

Überlege dir bitte auch, ob du es wirklich vertreten kannst, noch mehrere Monate oder sogar Jahre zu warten, bis du tatsächlich mit dem Schreiben anfängst. Denk an Tipp Nummer 1: So mancher Knoten platzt beim Schreiben und nicht vorher, warte als nicht darauf, dass du dich 100 Prozent startklar fühlst.

Und falls du noch ganz am Anfang stehst: Wärm dich auf! Trainiere deinen Schreibmuskel, damit er fit ist, wenn es ernst wird.

Ich hoffe sehr, dass dich diese Folge motivieren konnte, ins Schreiben zu kommen. Wenn sie dir gefallen hat, abonniere den Podcast, damit du keine Folge mehr verpasst, und lasse mir ein paar Sternchen als Bewertung da. Vielen Dank!

Wir hören uns wieder nächsten Mittwoch und bis dahin: frohes Schreiben!

Deine Marlies

Die Produktiver Promovieren Challenge

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