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Glücklich Promovieren

Episode #35

Promovierte Fachidiotin? Welche Kompetenzen du in der Promotionszeit erwirbst

von Dr. Marlies Klamt | Glücklich Promovieren Staffel 1 Episode #35

Fragst du dich manchmal, was du eigentlich kannst? Also was da draußen in der Welt so von Nutzen ist? Dein während der Promotion angehäuftes Fachwissen nämlich nicht unbedingt. Allerdings erwirbst du in der Promotionszeit auch jede Menge Kompetenzen und Soft Skills und baust Persönlichkeitseigenschaften aus. Wir schauen uns heute an, womit du später bei Bewerbungen noch so punkten kannst.

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Promovierte Fachidiotin? Welche Kompetenzen du in der Promotionszeit erwirbst

Egal, ob du deine Promotionszeit genießt oder ob du noch dabei bist, deine Promotionszeit zu, ähm optimieren – irgendwann wird sie vorbei sein. Und du wirst mit Stolz deinen Doktor vor dem Namen tragen können.

Und dann? Ja, diese Frage ist für viele Promovendinnen nicht ganz so einfach zu beantworten. Vielleicht willst du in der Wissenschaft bleiben. Bist aber nicht sicher, ob das klappt. Oder du weißt schon, dass du von der Uni wegwillst, sobald die Diss fertig ist.

Und fragst dich dann irgendwann: Was kann ich eigentlich, das in der Welt da draußen von Nutzen ist? Denn oft sind die Promotionsthemen ja so speziell, dass sich niemand, der nicht vom Fach ist, später noch genau für die Inhalte interessiert.

Sondern vielmehr dafür, was du darüber hinaus noch gelernt hast in diesen Jahren am Schreibtisch. Wenn du in den Naturwissenschaften oder ähnlichen Fächern promoviert hast, dann ist die Sachlage sicher noch mal eine andere. Aber in den Geistes- und Sozialwissenschaften stellt sich schon die Frage:

Was fange ich nun mit dem ganzen Wissen über die Arbeiten von polnischen Dichtern und Dichterinnen im 13. Jahrhundert jetzt eigentlich an? Bzw. was habe ich darüber hinaus noch vorzuweisen?

Und genau das wollen wir uns heute mal genauer anschauen. Was du eigentlich in der Promotionszeit neben dem Fachwissen noch so lernst. Und womit du dann später auch mal bei Jobbewerbungen außerhalb der Wissenschaft punkten kannst.

Als angenehmer Nebeneffekt dieser Übung kannst du dir so bewusstwerden, was für Kompetenzen und Soft Skills du dir in der Promotionszeit so aneignest, die du vielleicht gar nicht alle so klar vor Augen hattest. Aber auch für welche Persönlichkeitseigenschaften, die bei Bewerbungen gern gesehen sind, du durch deine Promotion einen glaubwürdigen Beleg schaffst.

Damit diese Podcast-Episode auch wirklich ihr volles Potenzial entfalten kann und du sie nicht nur hörst und dann denkst: „Ja, stimmt, nett“ und sie dann wieder vergisst, habe ich ein Arbeitsblatt für dich vorbereitet. Dort kannst du eintragen, wo du gerade stehst im Hinblick auf verschiedene Kompetenzen, Skills und Persönlichkeitseigenschaften. Du findest dieses Arbeitsblatt ab der Ausstrahlung eine Woche lang auf der Seite zu dieser Folge.

Fangen wir also an:

Eigenverantwortliches Arbeiten und Selbständigkeit

Und zwar mit dem eigenverantwortlichen Arbeiten. Egal, in welcher Konstellation du promovierst – ohne Eigenverantwortung geht es nicht. Auch wenn du in größere Projekte eingebunden bist und gut betreut wirst – am Ende machst du die Forschungsarbeit selbst, musst dich organisieren und deine Erkenntnisse dann zusammenschreiben. Selbständigkeit ist damit eine ganz wichtige Eigenschaft, die du während deiner Promotion ausbauen kannst und nachweisen kannst, dass du sie hast.

Selbstdisziplin und Selbstmotivation

Kommen wir zum nächsten Punkt: Selbstdisziplin und Selbstmotivation. Okay, ich gebe es zu, als Königin der Selbstdisziplin würden sich nicht gerade alle Promovendinnen bezeichnen. Gerade, wenn du gerne mal prokrastinierst, wirst du dich selbst wahrscheinlich nicht unbedingt als diszipliniert einstufen.

Aber auch wenn du nicht so diszipliniert bist, wie du es gerne wärst: Du kommst ja dennoch voran. Und schaffst es immer wieder irgendwie, dich selbst zu motivieren und doch wieder weiter mit deiner Doktorarbeit zu machen. Wenn du hier also noch Potenzial siehst – dann arbeite daran. Denn diese Kompetenz kommt dir nicht bei Bewerbungen zugute, sondern auch bei der Promotion selbst.

Und zudem in allen anderen Lebensbereichen. Ich werde dazu auch einmal eine Podcast-Episode planen, weil ich das Thema so wichtig finde und Selbstdisziplin so schrecklich unsexy klingt und dabei sich dabei so positiv auf dein Leben auswirken kann. Das gleiche gilt auch für die Selbstmotivation, die nicht ganz so einen schlimmen Ruf hat.

Sich schnell einen Überblick verschaffen

Eine Kompetenz, die du während deiner Promotionszeit lernst, ist, dir schnell einen Überblick zu verschaffen. Du wirst es mit einer Vielzahl von Texten, von Phänomen, von Theorien und Methoden zu tun haben, über die du dir einen Überblick verschaffen musst. Entscheiden musst, ob du sie brauchst oder nicht. Und welcher Teil davon für dich relevant ist und welcher nicht.

Komplexe Zusammenhänge erkennen und beschreiben können

Eng damit zusammen hängt auch die Kompetenz, komplexe Zusammenhänge erkennen und beschreiben zu können. Und zwar im Hinblick auf umfassende Phänomene. Komplexität herunterbrechen zu können, zu erkennen, was wie womit zusammenhängt und das dann selbst so zu beschreiben, dass es für andere nachvollziehbar wird ist damit eine weitere wichtige Kompetenz, die du in der Promotionszeit erwirbst.

Fähigkeit zur Analyse

Bleiben wir bei den kognitiven Kompetenzen. Dazu gehört auch die Fähigkeit, Dinge zu analysieren. Bei manchen Doktorarbeiten ist das ein größerer Schwerpunkt als bei anderen. Aber so und so wirst du um Analysen nicht herumkommen, z.B. deiner Forschungsergebnisse.

Argumentieren

Das gleiche gilt fürs Argumentieren. Auch das ist eine wichtige Kompetenz, die dir in vielfältigen Kontexten weiterhelfen kann. Auch für die Jobbewerbung selbst, wenn du nämlich gut argumentieren kannst, weshalb genau DU die Richtige für den ausgeschriebenen Job bist.

Projektmanagement

Eine weitere wichtige Fähigkeit, die du lernst, ist Projektmanagement. Schließlich ist deine Dissertation ein Mega-Projekt, das sich über mehrere Jahre zieht. Kleine Anmerkung am Rande: Ich glaube, deine Promotion könnte mit viel mehr Leichtigkeit und Freude verlaufen, wenn du es schaffst, sie als Projekt anzusehen, dass du managest. Dann rücken nämlich plötzlich Arbeitsaufwand und Output in ein ganz anderes Verhältnis. Aber das wie gesagt nur am Rande.

Stressresistenz und Resilienz

So, jetzt noch mal zu Persönlichkeitseigenschaften und zwar Stressresistenz und Resilienz. Falls dir Resilienz nichts sagt – das bezeichnet die Fähigkeit, Krisen bewältigen zu können. Dich darin zu üben, wirst du im Laufe der Promotion höchstwahrscheinlich einige Möglichkeiten bekommen. Genauso wichtig ist es auch, nicht jede anstrengende Situation zu einer Krise anwachsen zu lassen. Und das hat zwar auch mit den äußeren Umständen bzw. deiner internen Planung zu tun, aber genauso damit, mit Stress umgehen zu können.

Ausdauer

Wenn du einen Beleg für deine Ausdauer brauchst, dann hast du mit einer abgeschlossenen Promotion einen Beweis par exellence, dass du einen langen Atmen hast. Schließlich hast du ein Projekt, das Jahre in Anspruch nimmt, eigenverantwortlich und erfolgreich gemanaged und zum Abschluss geführt. Dabei hast du ordentlich Ausdauer bewiesen und dass du auch bei Rückschlägen nicht aufgibst, sondern dich durchbeißt.

Präsentationsskills – Inhalte aufbereiten und präsentieren

Kommen wir jetzt noch mal zu den kommunikativen Skills, die du erwirbst. Dazu gehören zum Beispiel Präsentationsskills. Du lernst während deiner Promotion, Inhalte aufzubereiten und zu präsentieren. Egal, ob in Power Point Präsentationen, durch Storytelling, in Vorträgen, durch Poster oder auf andere Art und Weise – überall dort, wo du dein Projekt und deine Ergebnisse vorstellst, übst du dich darin, Dinge zu präsentieren und zwar immer zugeschnitten auf die jeweilige Zielgruppe. Für ein fachfremdes Publikum wirst du deine Daten sicher anders aufbereiten als für Menschen, die aus deinem Fachgebiet kommen.

Recherche

Und last but not least lernst du während deiner Promotion gründlich und umfassend zu recherchieren. Du lernst, einzuordnen, wann eine Quelle vertrauenswürdig ist und wie du sie zu bewerten hast. Du lernst, richtig zu zitieren und andere Quellen als Grundlage für deine eigene Denkbarbeit zu nutzen.

Fazit

Auch wenn du nicht alle der Kompetenzen und Soft Skills, die ich genannt habe, selbst hast, sollte dir die Aufzählung doch einen Eindruck gegeben haben, was du nebenbei noch alles lernst während der Promotion.

Und auch wenn du viele der Kompetenzen schon in Ansätzen im Studium und auch bei deiner Masterarbeit gebraucht hast – die Dissertation ist ein so großes Projekt, dass du diese Kompetenzen hier noch mal auf ein ganz anderes Level hebst.

Meine Auflistung ist bei weitem nicht vollständig. Wenn du an der Uni lehrst, wirst du zum Beispiel auch noch didaktische Fähigkeiten erwerben und Führungskompetenzen. Du wirst dich in Kritikfähigkeit üben dürfen, wenn du Feedback von deiner Betreuerin oder deinem Betreuer, aber auch von anderen Personen bekommst.

Mich würde interessieren, welche Kompetenz oder Eigenschaft du besonders wichtig findest, die man im Promotionsprozess erwirbt oder vertieft. Hinterlasse mir gerne einen Kommentar auf der Seite zur Episode und lasse es mich wissen.

Und wenn du wirklich was aus dieser Episode mitnehmen willst und sie nicht nur vor dich hin konsumieren willst, dann vergiss bitte nicht, dir das Arbeitsblatt herunterzuladen. Und natürlich auszufüllen, das versteht sich von selbst. Ich rate dir, dieses Blatt zu behalten, damit du es immer wieder anpassen kannst, wenn sich etwas ändert und du weitere Kompetenzen ausgebaut hast. So hast du nicht nur einen guten Überblick. Sondern du machst dir immer wieder deutlich, was du alles lernst – und dann fällt es dir leichter, das bei Bewerbungen nach der Promotionszeit auch herauszustellen.

Ich hoffe, es hat dir Spaß gemacht, diese Folge zu hören und dir bewusst zu machen, was du alles quasi nebenbei lernst.

Wir hören uns dann wieder nächste Woche, bis dahin freudiges Promovieren.

Deine Marlies

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