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Glücklich Promovieren

Episode #21

Der geheime Krieg in deinem Kopf: Zielkonflikte auflösen und entspannter promovieren

von Dr. Marlies Klamt | Glücklich Promovieren Staffel 1 Episode #21

Du bist mit deiner Promotion unzufrieden und weißt nicht genau, warum? Zielkonflikte sind ein häufiger Grund für Unzufriedenheit mit der Doktorarbeit. In Episode 21 helfe ich dir in einer kleinen Podcast-Coaching-Session Zielkonflikte zu erkennen und aufzulösen. 

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Der geheime Krieg in deinem Kopf:

Zielkonflikte auflösen und entspannter promovieren

Heute habe ich eine Episode für dich vorbereitet, die dir dabei helfen kann, Zielkonflikte zu erkennen und aufzulösen. Was sind Zielkonflikte? Vereinfacht gesagt zwei Ziele, die miteinander in Widerspruch stehen.

Zielkonflikte in Bezug auf das Promotionsprojekt sind häufig eine Ursache für Unzufriedenheit mit der Doktorarbeit. Und zwar eine Art von Unzufriedenheit, bei der du nicht so richtig sagen kannst, woher sie eigentlich rührt.

Da es so schwierig ist, die Zielkonflikte bei der Doktorarbeit zu sehen, wenn man drinsteckt, habe ich heute eine kleine Podcast-Coaching-Session für dich vorbereitet, in der wir gemeinsam eine Übung machen werden.

Es ist eine sehr sinnvolle Übung, wenn du ganz am Anfang deiner Promotion stehst, aber auch später kannst du davon profitieren.

Zielkonflikte: Bedeutung und Entstehung

Lass uns erst einmal einen näheren Blick darauf werfen, was Zielkonflikte sind und wie sie entstehen.

Ein Zielkonflikt könnte beispielsweise entstehen, wenn du zum einen schnell mit der Dissertation fertigwerden willst und zum anderen grandiose Errungenschaften für die Forschung erbringen willst. Ich hoffe, man hat meinen leicht ironischen Unterton bei der Formulierung gehört. Aber inwiefern eine Doktorarbeit grandios sein muss, darüber sprechen wir ein andermal.

Je nachdem, was du für Vorstellungen über das Promovieren hast und welche Ziele du in Bezug auf die Promotion hast, kannst du dich selbst in Konflikte hineinmanövrieren, ohne es zu merken.

Es ist übrigens erst einmal ganz normal, dass es Zielkonflikte gibt. Wenn du also später welche feststellst, dann heißt das nicht, dass mit dir irgendetwas nicht stimmt.

Zielkonflikte können in allen Lebensbereichen auftreten. Vielleicht hast du zum Beispiel das Ziel, möglichst viel Rendite zu machen beim Geldanlegen. Gleichzeitig möchtest du aber das Geld nachhaltig anlegen. Oder du willst in weit entfernte Länder reisen, aber gleichzeitig die Umwelt schützen.

Ein Zielkonflikt könnte aber auch sein: Du möchtest als wissenschaftliche Mitarbeiterin deinen Studierenden helfen, hast aber eine begrenzte Arbeitszeit. Deshalb kannst du deinen Ansprüchen hier nicht gerecht werden. Oder du machst Überstunden und bist damit ebenso unzufrieden.

Im „normalen“ Leben sind uns die Zielkonflikte häufig bewusst, bei der Promotion hingegen sind sie nicht immer so deutlich zu erkennen. Deshalb ist es wichtig, sie sich bewusst zu machen – und dann einen Umgang mit ihnen zu finden.

Sonst wirst du permanent unzufrieden sein oder hast das Gefühl, dich zu zerreißen und den eigenen Ansprüchen dennoch nie genügen zu können.

Um einen Zielkonflikt aufzulösen, kann es nötig sein, ein Ziel aufzugeben oder zu modifizieren. Dabei gilt es zu überlegen, was dir wirklich wichtig ist und welchem Ziel du die Priorität gibst – und dann entsprechend zu handeln.

Übung: Schritt 1: Ziele erkennen und Gründe

Kommen wir zur Übung für heute. Zunächst einmal möchte ich dich bitten, dir Papier und Stift zur Hand zu nehmen oder deinen Laptop aufzuklappen. Dann schreibst du alle deine Ziele im Hinblick auf die Dissertation auf. Diese können zum Beispiel die Zeitspanne betreffen, in der du promovieren willst, die Art, wie du promovieren willst usw.

Folgende Fragen können dir dabei helfen:

Wann bzw. wie schnell möchtest du fertig werden? Ist das eine realistische oder eine sportliche Zeit? (womit ich nicht sagen will, dass nicht möglich)

Wie möchtest du promovieren? Ist es okay für dich, durchzupowern und dich selbst ans Limit zu bringen oder möchtest du es ruhiger angehen lassen? Da es meine Vision ist, dass alle Promovendinnen mit Freude und Leichtigkeit promovieren, kannst du dir schon vorstellen, was ich dir raten würde. Wenn du dich trotzdem für die Durchpower-Version entscheidest, vergiss nicht, dass du das voraussichtlich nicht jahrelang durchhalten können wirst.

Was ist dir im Hinblick auf die Arbeit methodisch wichtig? Möchtest oder musst du neue Methodiken erlernen, mit denen du noch nicht vertraut bist?

Wenn du noch ganz am Anfang stehst und noch kein Thema hast: Möchtest du dir ein Thema suchen, in dem du bereits umfassende Kenntnisse hast? Oder ist es dein Ziel, dich in ein komplett neues Themenfeld einzuarbeiten?

Wie wichtig ist es für dich, dass du deine Arbeit möglichst unter Kontrolle hast? Klar, 100%ig unter Kontrolle wirst du das Promotionsmonster nicht bekommen, denn es können zu viele unvorhergesehene Dinge auftreten: Du findest eine Studie, die deine These widerlegt, deine Befragung ergibt etwas ganz anderes als du geplant hast, deine Betreuerin wechselt plötzlich die Universität und und und. Aber dennoch möchte ich, dass du dir diese Frage stellst. Dann weißt du zumindest, was dein Ziel in einer perfekten Welt wäre.

Übung: Schritt 2 – Zielkonflikte identifizieren und Gründe erkennen

Nachdem du alle deine Ziele aufgeschrieben hast, gehe deine Liste noch einmal durch und suche nach Zielen, die sich widersprechen. Im besten Fall findest du natürlich keinen Zielkonflikt. Aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass zwei oder mehrere deiner Ziele in unterschiedliche Richtungen weisen.

Lass uns das Ganze an einem Beispiel durchspielen, damit es konkreter wird.

Nehmen wir an, du hast einen Zielkonflikt zwischen dem Ziel, dich in ein komplett neues inhaltliches Feld einzuarbeiten und dem Ziel, möglichst schnell zu promovieren.

Wieso das ein Zielkonflikt ist, dürfte relativ schnell deutlich werden. Dich in ein neues Thema einzuarbeiten, wird dich Zeit kosten. Viel Zeit. Wie viel genau, kannst du nur abschätzen, denn du kennst das Thema ja noch nicht. Das heißt auch, dass diese Wahl prinzipiell mit Kontrollverlust in Bezug auf die Planbarkeit einhergehen wird.

Nun gilt es im nächsten Schritt diesen Zielkonflikt aufzulösen oder zumindest zu entschärfen. Das machen wir, indem wir uns einmal anschauen, was deine Gründe und deine Motivationen für das jeweilige Ziel sind. Hier bitte ehrlich sein. Manche Gründe mögen vielleicht nicht gerade dein Ego schmeicheln. Aber wenn du Zielkonflikte entdecken willst, bringt es natürlich nichts, wenn du nur die Gründe aufschreibst, die mit deinem Selbst- und Weltbild übereinstimmen.

Bleiben wir bei unserem Beispiel. Für das Ziel, möglichst schnell zu promovieren, kann es eine ganze Reihe von Gründen geben. Es ist wahrscheinlich, dass nicht nur einer relevant ist.

Mögliche Gründe wären zum Beispiel

  • Dein Stipendium oder deine Stelle laufen zu einem bestimmten Zeitpunkt aus und du hast danach keine Finanzierungsmöglichkeit;
  • Du gehst davon aus, dass du nur dann eine Chance auf eine wissenschaftliche Karriere hast, wenn du bis zu einem bestimmten Alter mit der Arbeit fertig geworden bist;
  • Es würde dein Ego schmeicheln, schneller als Kollegin xy fertig zu sein. Wenn die es in zwei Jahren schafft, dann schaffst du das auch!

Es gibt natürlich noch viel mehr Gründe, aber diese reichen erst einmal, um das Beispiel zu konkretisieren.

Verborgene Gründe und Motivationen

Jetzt schauen wir uns die Gründe und Motivationen an, die hinter dem Ziel stecken, dich in ein neues Thema einzuarbeiten.

Das könnten zum Beispiel sein:

  • Das Thema fasziniert dich und du möchtest gerne mehr darüber erfahren;
  • Du hast in dem Themenbereich noch wenig Erfahrung und möchtest später in dem Bereich arbeiten, entweder in der Forschung oder außerhalb der Universität;
  • Das Thema ist von außen vorgegeben, zum Beispiel weil du in einem Graduiertenkolleg studierst oder dich über ein Stipendium finanzierst, das einen thematischen Schwerpunkt hat.

Übung: Schritt 3 – welche Gründe sind legitim für dich?

Hast du deine eigene Liste mit Gründen fertig? Super! Dann gehen wir die jetzt Grund für Grund durch und fragen uns, ob der Grund bzw. die Motivation wirklich zu dir und deiner Persönlichkeit passt. Wenn du sehr ehrgeizig bist, dann kann es durchaus motivierend sein, etwas genauso schnell oder sogar schneller zu schaffen, wie die Personen, mit denen du dich vergleichst. Aber möchtest du wirklich deine Pläne danach ausrichten?

Vielleicht hast du bereits gut recherchiert, wie die Karrierechancen in deinem Fach in Bezug auf das Alter sind und du hast hier sehr gute und handfeste Gründe, schnell zu promovieren. Wenn du zum Beispiel schon im fortgeschrittenen Alter bist – also zumindest für eine Promovendin –, aber noch verbeamtet werden willst, dann ist die Grenze, bis zu der du fertig sein musst, klar vorgegeben.

Andererseits kann es aber auch sein, dass du dich unnötig unter Druck setzt, weil du dir selbst ein Ziel gesteckt hast, mit einem bestimmten Alter fertig zu sein, das in der Realität gar nicht unbedingt zu deinen Karrierechancen beiträgt. Vielleicht wäre es wichtiger, etwas länger zu promovieren und dafür mehr zu publizieren und zu netzwerken.

Prüfe also alle deine Gründe auf Herz und Nieren, recherchiere, spreche mit Personen, die dort sind, wo du hinwillst und frag sie, wie sie es geschafft haben. Überlege dir einen Plan B, wenn Fälle eintreten, die du vermeiden willst, also zum Beispiel eine Anschlussfinanzierung für die Zeit, wenn dein Stipendium ausläuft.

Übung: Schritt 4 – die Entscheidung

Am Ende steht dann die Entscheidung: Willst du ein Ziel verändern oder sogar beerdigen? Oder die beiden Ziele, die in Konflikt stehen, so anpassen, dass der Konflikt aufgelöst wird?

Das könnte dann zum Beispiel so aussehen, dass du dich entscheidest, ein Jahr länger zu promovieren und dich in ein neues Themenfeld einzuarbeiten, das aber so einzugrenzen, dass es überschaubar bleibt.

Oder dein Ziel, möglichst zügig zu promovieren beizubehalten und stattdessen darauf zu verzichten, ein komplett neues Thema zu bearbeiten oder für dich neue Methoden anzuwenden.

Das war natürlich nur ein Beispiel, für deine eigene Situation kann es vielfältige Konflikte, aber auch vielfältige Lösungen geben.

Zielkonflikte können wie eingangs gesagt auch nicht nur im Bereich der Promotion auftauchen, sondern über verschiedene deiner Lebensbereiche hinweg, zum Beispiel wenn du möglichst viel Zeit mit deiner Familie oder deiner Partner*in verbringen willst, aber andererseits möglichst schnell promovieren.

Wenn du das Gefühl hast, dass das bei dir der Fall sein könnte, dann beziehe diese Bereiche gerne in die Übung mit ein.

Ich hoffe, die Übung konnte dir weiterhelfen und ich drücke dir die Daumen, dass du alle deine Zielkonflikte erkennst und aufgelöst bekommst.

Wenn dir dieser Podcast gefällt, dann drücke schnell auf den Abonnieren-Knopf und beschenke mich mit ein paar Sternen.

Ganz herzlichen Dank!

Wir hören uns dann wieder nächsten Mittwoch und bis dahin: Freudiges Promovieren ohne Zielkonflikte!

Deine Marlies

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