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Die berufsbegleitende promotion

Antworten auf Fragen rund um die externe Dissertation

Berufsbegleitend promovieren

Was ist eine nebenberufliche Promotion?

Wenn du nebenberuflich bzw. extern promovierst, hast du eine Stelle außerhalb der Hochschule. D.h., du machst deine Promotion neben dem Beruf und verdienst deinen Lebensunterhalt mit einem Job, der meist nichts oder nur eingeschränkt mit deiner Doktorarbeit zu tun hat. Eine Betreuer*in an der Universität benötigst du dennoch und musst dich selbst darum kümmern.

Eine Promotion berufsbegleitend zu absolvieren, birgt definitiv ihre Herausforderungen. Lass dich davon nicht einschüchtern:

ES GIBT VIELE MENSCHEN, DIE ERFOLGREICH EXTERN PROMOVIEREN – UND WENN DU WIRKLICH WILLST, DANN KANNST DU EINER DAVON SEIN!

Noch kurz zur Begriffsklärung: Streng genommen ist auch die über ein Stipendium finanzierte Doktorandin eine externe Promotion. Ich beziehe mich aber in diesem Artikel ganz konkret auf die nebenberufliche externe Promotion so wie oben beschrieben.

Ist eine externe Promotion dasselbe wie eine Industriepromotion?

Bei der vor allem in MINT-Fächern vorkommenden Industriepromotion fertigst du deine Doktorarbeit in einem Unternehmen an. Damit ist die Industriepromotion ein Sonderfall der externen Promotion. Auch bei einer Industriepromotion muss deine Betreuer*in von einer Hochschule kommen. Ein paar interessante Überlegungen dazu, wie Industriepromotionen aus hochschulpolitischer Sicht einzuschätzen sind, findest du in diesem Dokument vom Hochschulverband.

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Eine Betreuer*in für deine nebenberufliche Promotion finden

Es kann schwierig sein, als (potenzielle) externe Doktorandin eine Betreuer*in zu finden. Professor*innen warten nicht unbedingt auf Anfragen von Menschen, die sie noch nie gesehen haben, um diese zu betreuen. Oft haben sie Mitarbeitende, die bei ihnen promovieren und kein Interesse, darüber hinaus weitere Doktorand*innen zu betreuen.

Meine Tipps, damit es dennoch klappt:

  • Versuche mit einem besonders spannenden Thema zu punkten, das die Professor*in interessiert
  • Mache gleichzeitig deutlich, dass du fähig bist, eigenständig wissenschaftlich zu arbeiten und dass du wirklich motiviert bist, die Promotion nicht nur anzufangen, sondern auch abzuschließen

Betreuungsverhältnis während der nebenberuflichen Promotion

Hast du erst einmal eine Doktormutter oder einen Doktorvater gefunden, kann das Betreuungsverhältnis weiterhin problematisch sein. Im Gegensatz zu Promovend*innen, die z.B. am Lehrstuhl der Betreuer*in promovieren, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit wenig Kontakt mit deiner Doktormutter / deinem Doktorvater haben.

Wenn das für dich in Ordnung ist – wunderbar. Wenn du dir aber regelmäßige Treffen wünschst und Feedback zu deiner Doktorarbeit, kann es gut sein, dass du selbst hinterher sein musst. Und auch dann gibt es leider Betreuer*innen, die dich nicht so unterstützen, wie du dir das vielleicht wünschst oder erhofft hast.

Natürlich gibt es immer auch Ausnahmen und im besten Fall gibt es eine vertrauensvolle und für beide Seiten gewinnbringende Beziehung zu deiner Betreuung. Ich finde es trotzdem wichtig, dass du weißt, worauf du dich unter Umständen einstellen musst.

Mein Tipp:

Überlege dir vorab, wie das ideale Betreuungsverhältnis für dich aussehen würde und versuche bei einem Erstgespräch mit der potenziellen Betreuer*in abzuklopfen, ob die Person zu dir passt. Wie du dich gut auf ein solches Erstgespräch vorbereitest, erfährst du hier.

Zum Workbook Promotionsentscheidung

Anlaufschwierigkeiten und Probleme mit der wissenschaftlichen Arbeit

Häufig kommt nach einigen Jahren (oder auch schon einem Jahrzehnt oder mehr) im Berufsleben erst der Wunsch auf, berufsbegleitend zu promovieren. Oder er war schon länger da, aber je älter du wirst, umso mehr tickt deine biologische Uhr und lässt den Wunsch nach dem “Baby Doktorarbeit” dringlicher werden 😉

Je länger dein Studienabschluss bereits zurückliegt, umso schwerer wird es dir voraussichtlich fallen, den Wiedereinstieg in die Wissenschaft zu finden. Es fehlt dir unter Umständen an methodischem Wissen und je nach Thema muss du dich ggf. erst grundlegend in den Forschungsstand einlesen.

Auch das sind überwindbare Hürden – aber auch hier möchte ich wieder nichts beschönigen, sondern will, dass du weißt, worauf du dich einlässt. Denn unsere Erwartungen bestimmen – zumindest teilweise – unseren Erfolg: 

HERAUSFORDERUNGEN, MIT DENEN DU RECHNEST, KANNST DU LEICHTER MEISTERN

Dissertation + externer Job = Freizeit ade

Sei dir darüber klar, dass du – vor allem wenn du weiter Vollzeit arbeitest – etliche Abende und Wochenenden für die Promotion opfern musst und das über Jahre hinweg. Direkte Rückmeldungen zu deiner Arbeit und vielleicht sogar Anerkennung dafür (so wie du das aus deinem Job gewohnt bist), gibt es hingegen wenig. Umso wichtiger

a) ein Thema zu wählen, das dich wirklich interessiert und

b) dein Zeitmanagement aktiv anzugehen.

VOLLZEIT-JOB, DOKTORARBEIT UND DANN VIELLEICHT NOCH DIE EIGENE FAMILIE ODER DIE BETREUUNG VON ANGEHÖRIGEN UNTER EINEN HUT ZU BEKKOMMEN, IST EINE ECHTE HERAUSFORDERUNG DER NEBENBERUFLICHEN PROMOTION.

Im auf Promovierende ausgerichteten Kurs „Promotion mit Plan“ lernst du, diese Herausforderung zu meistern.

Akademische Anbindung und Netzwerk fehlen

Wenn du an einem Institut arbeitest, hast du einen direkten Zugang zur akademischen Welt und im Normalfall auch zu deiner Betreuer*in. Wenn du berufsbegleitend promovierst, wirst du zum einen deine Doktormutter bzw. deinen Doktorvater viel seltener sehen.

Zum anderen fehlt dir der Austausch mit anderen Promovierenden, die dieselben Fragen plagen wie dich – und wenn es nur darum geht, sich einmal bei jemandem – salopp gesagt – auszukotzen, der oder die die deine Probleme nachvollziehen kann.

Du ahnst schon, was ich jetzt sagen werde? Ja, es ist schwierig, aber machbar:

TROTZ NEBENBERUFLICHER PROMOTION EIN AKADEMISCHES NETZWERK AUFZUBAUEN, IST NICHT UNMÖGLICH, FORDERT ABER DEUTLICH MEHR EIGENLEISTUNG VON DIR.

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Die Gefahr, dass du abbrichst, ist bei einer externen Promotion höher

Unter allen Promotionsformen ist die Gefahr, die Doktorarbeit abzubrechen, laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (Euler et al. 2018: 52) bei freien Promotionen am höchsten und beträgt satte 21 %. Dem stehen 13 % Abbrecher*innen mit wissenschaftlicher Mitarbeiterstelle gegenüber. Bei den Stipendiat*innen und Teilnehmer*innen an Promotionsprogrammen sind es sogar nur 6 %, die mit der Promotion aufhören. Verschiedene weitere Faktoren spielen dabei eine Rolle, so z.B. das Fach, in dem du promovierst (ebd., S. 51). Deshalb mein Rat: Nimm die Zahlen zur Kenntnis, aber lass dich davon nicht entmutigen – wo ein Wille ist, findet sich auch ein Weg.

Was die externe Promotion für Vorteile hat

Vielleicht fragst du dich jetzt, ob die berufsbegleitende Promotion denn auch Vorteile hat. Das verstehe ich gut, denn bisher habe ich nur auf die Herausforderungen und potenziellen Hürden verwiesen.

Deshalb jetzt die gute Nachricht: Die freie Promotion hat durchaus einige Vorteile.

Auf der Hand liegt der Vorteil, dass du keine Promotionsstelle finden musst (oder ein Stipendium), um dir deine Dissertation zu finanzieren. Abgesehen davon, gibt es eine Reihe weiterer Vorteile.

Vorteil #1

Der größte Pluspunkt berufsbegleitend zu promovieren ist für mich, dass du Berufserfahrung in der Praxis sammelst. Wenn du eine Professur anstrebst, ist diese zwar in den meisten Studiengängen (außer du willst an eine Hochschule und nicht an die Uni) nicht so relevant. Aber falls du mit der Promotion deine Karriere- und Verdienstmöglichkeiten außerhalb der Uni verbessern willst, dann ist es Gold wert, Berufserfahrung vorweisen zu können und nicht frisch promoviert und ohne Arbeitserfahrung außerhalb der Uni auf den Arbeitsmarkt zu schlittern.

Vorteil #2

Der zweite Vorteil ist, dass du bei einer externen Promotion deutlich mehr verdienen kannst. Ich schreibe extra „kannst“, denn je nach Bereich und Unternehmen, in dem du arbeitest, kannst du theoretisch auch gleichviel oder sogar weniger verdienen als mit einer (vollen) Mitarbeiterstelle an der Uni. Neugierig, wie viel du als wissenschaftliche Mitarbeiterin verdienen würdest? Beim Tarifrechner des öffentlichen Dienstes kannst du nachschauen  (meistens sind die Stellen als wissenschaftliche Mitarbeiter*in TV-L E13 eingruppiert).

Vorteil #3

Der dritte Vorteil ist, dass du meist sehr viele Freiheiten hast, eben weil du nicht direkt im Unikosmos bist. Dazu gehört unter anderem:

  • Keine Ablenkung durch Lehre
  • Arbeiten, von wo aus du willst
  • Wenig bis gar keine Kontrolle von außen

Vorteil #4

Ein weiterer Vorteil der berufsbegleitenden Promotion kann der Zugang zu Daten oder der Zugriff auf Personengruppen sein, auf die du ohne deine Arbeitsstelle keinen oder nur schwer Zugriff hättest. Ein Beispiel: Du bist Grundschullehrerin und möchtest zum Verhalten von Grundschüler*innen forschen. Als Lehrerin hast du hier ganz andere Möglichkeiten als eine externe Person. Natürlich musst du auch hier den Grundsätzen wissenschaftlicher Arbeit folgen und brauchst u.U. Einverständniserklärungen der Eltern etc. Aber im besten Fall besteht bereits ein Vertrauensverhältnis und das gäbe es zu einer „fremden“ Person nicht.

Vorteil #5

Und noch ein letzter, für mich sehr wichtiger Vorteil: Du bildest dich weiter. Das ist nicht nur für deine Karriere förderlich, sondern auch für dich persönlich. Es kann Spaß machen, dich tief in ein Thema, für das du brennst, einzuarbeiten und selbst neue Erkenntnisse dazu hervorzubringen. Und es ist eine Erfahrung, die du – mit all ihren Höhen und Tiefen – nicht in deinem Leben hättest, wenn du dich ausschließlich auf deinen Beruf konzentrierst. Wie die Promotion zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen kann, habe ich in einem Gastartikel für den Blog einer Kollegin beschrieben.

Ist eine externe Promotion in jedem Fach möglich?

Einfacher ist es in Fächern bzw. mit Methoden nebenberuflich zu promovieren, in denen du keine (großartigen) Hilfsmittel brauchst. Wenn du Naturwissenschaftlerin bist und ein Labor für deine Experimente brauchst, wird eine externe Promotion schwierig bis unmöglich werden. In diesem Fall kannst du zwar einer außeruniversitären Forschungseinrichtung promovieren, das ist aber keine klassische berufsbegleitende Promotion, sondern stellt einen Grenzfall zwischen externer und interner Promotion dar.

Warum ich das so sehe?

Weil in diesem Fall zwar einerseits deine Arbeitsstelle direkt mit deiner Dissertation zu tun hat und deine Arbeitgeber*in dir die Promotion ermöglicht. Auf der anderen Seite benötigst du dennoch zusätzlich noch eine Betreuer*in an einer Universität.

Ist es schon lange dein Traum, berufsbegleitend zu promovieren?

Was hält dich dann noch davon ab, diesen Traum zu verwirklichen? Wenn dich mein Artikel nicht abgeschreckt hat (ich gebe zu, die Nachteile der freien Promotion haben einen größeren Raum eingenommen als die Vorteile), dann scheint es etwas zu geben, was dich wirklich an der Idee, zu promovieren, fasziniert.

Hast du Angst, dass du es alleine nicht schaffst? Weißt du nicht, was die ersten Schritte sind und wie du sie gehen kannst? Ich biete Coachings für Promovierende und Promotionsinteressierte an – kontaktiere mich und dann können wir darüber sprechen, ob und wie ich dich unterstützen kann.

Vielleicht ist deine Vorstellung, wie der Promotionsalltag so aussieht, aber auch noch zu diffus? Dann hör doch mal in meinem Podcast „Glücklich promovieren“ rein. Dort findest du inzwischen über 100 Episoden rund um das Thema Doktorarbeit. Dazu gehört auch ein Erfahrungsbericht der externen Doktorandin Linda.

Und last but not least denk daran: Du darfst auch mit der Promotion beginnen und dann wieder aufhören, wenn du wirklich merkst, dass es nichts für dich ist. Für mich ist das kein Scheitern, denn:

ES ZEUGT VON MUT, DINGE AUSZUPROBIEREN, ABER AUCH BEWUSST WIEDER AUFZUHÖREN, WENN SIE DIR KEINEN SPASS MACHEN ODER ANDERS SIND, ALS DU DIR DAS VORGESTELLT HAST.

Nebenberufliche Promotion der doch lieber ein Stipendium?

Willst du gar nicht berufsbegleitend promovieren, sondern hättest lieber ein Stipendium, um dich voll auf deine Doktorarbeit konzentrieren zu können? Ob eine Promotion berufsbegleitend oder über ein Stipendium finanziert für dich besser ist, hängt von vielen Faktoren ab. Ich habe für dich die drei Hauptfinanzierungsarten einer Dissertation (Unijob, externer Job und Stipendium) einem Check unterzogen und in Bezug auf ihre Vor- und Nachteile analysiert.

2 Kommentare

  1. Lisa Pauline Meier

    Guten Tag,

    ich habe einen Masterabschluss in Chemie. Ich arbeite Vollzeit und würde gerne berufsbegleitend promovieren, jedoch hat meine Arbeit nichts mit meinem Studium zu tun.
    Gibt es dennoch Möglichkeiten für einen Chemiker berufsbegleitend zu studieren? Vielleicht mit Themen wie “Geschichte der Chemie/Forensik” oder ähnlichem? Vielleicht gibt es Universitäten die mir Forschungsdaten zusenden, die ich analysieren müsste?

    Liebe Grüße,
    Lisa Meier

    Antworten
    • Marlies

      Liebe Lisa,
      entschuldige die verspätete Antwort. Eventuell ist das möglich, ich stelle es mir aber schwierig vor. Ich würde Doktorarbeiten suchen, die im genannten Bereich (Geschichte der Chemie etc.) angesiedelt sind und bei den Verfasser*innen nachfragen, unter welchen Bedingungen sie promoviert haben. In der Doktorarbeit steht auch immer, wer betreut hat, das könnte dann ggf. eine erste Anlaufstelle sein. Viel Erfolg bei deinem Vorhaben!
      Liebe Grüße
      Marlies

      Antworten

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Hallo, ich bin Dr. Marlies Klamt!

Jahrelang habe ich selbst nach einem Weg gesucht, glücklich und zufrieden zu promovieren. Ich musste meine eigene Dissertation sogar 2x schreiben, bis ich ihn gefunden habe. Im zweiten Anlauf war ich nicht nur nach 9 Monaten fertig, sondern hatte die beste Work-Life-Diss-Balance meiner gesamten Promotionszeit.

Heute unterstütze ich Doktorandinnen wie dich durch Coachings, Kurse und meinen Podcast "Glücklich promovieren". Ich glaube fest daran, dass alle Superkräfte, die du für eine glückliche Promotion brauchst, bereits in dir schlummern. Lass sie uns gemeinsam wecken!

Dr. Marlies Klamt